Am Montagabend beteiligten wir uns an der Demonstration gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht, organisiert vom @nzw_dortmund.
Gemeinsam mit den Genoss*Innen von @feminruhr, der @antifajugend.do und dem @oat_dortmund bildeten wir einen kraftvollen und kämpferischen Block.
Während der Demonstration verteilten wir außerdem unseren Text, in dem wir Stellung gegen die Wehrpflicht beziehen. Ihr findet ihn hier:




„Na klar sind wir für Frieden – doch erst müssen wir gewinnen“
So ungefähr kann man die Debatte um Krieg und Frieden in Deutschland zusammenfassen. Für den Sieg ist man bereit, alles zu riskieren. Diese Einstellung hört man nicht nur von Politikerinnen, Journalistinnen oder Militärstrateginnen; auch unsere Freundinnen, Kolleginnen und Nachbarinnen sind oft der Meinung, dass WIR gegen DIE aktuell die einzige Option sei.
Dabei sollten wir uns selbst einige Fragen stellen:
Wer ist mit diesem „Wir“ gemeint?
Wir, das sollen wir Europäerinnen sein. Ein ausgedachtes Wir, um zu verdecken, dass das Europa, in dem wir leben, ein einziges Gegeneinander ist. Mieterinnen müssen um knappen Wohnraum konkurrieren, Arbeitnehmer*innen müssen um „gute“ Arbeitsplätze kämpfen. Selbst die einzelnen Mitgliedsstaaten der EU sind Konkurrenten, denn sie alle sind darum bemüht, z. B. Arbeitsplätze in ihr Land zu holen, indem sie versuchen, die Löhne unter das Niveau anderer Staaten zu drücken. In diesem Europa ist ein echtes „Wir“ nicht erwünscht.
Was gibt es hier zu gewinnen?
Auch wenn überall behauptet wird, das Hauptziel sei die Verteidigung der Demokratie, sollten wir nicht vergessen, welche Forderungen nur hier und da fallen, aber doch um einiges ehrlicher klingen: Europa und damit Deutschland wieder großzumachen – sowohl militärisch als auch wirtschaftlich. Wirtschaftliche Stärke, um die Aufrüstung zu finanzieren; Aufrüstung, um die wirtschaftliche Vormachtstellung zu festigen. Damit wird offensichtlich, welches Spiel auch der Westen immer noch spielt: das Spiel des Imperialismus und der ewigen Staatenkonkurrenz.
Im Krieg wird das grausamste Missverständnis unserer Gesellschaft deutlich: Der Staat dient nicht den Bürgerinnen, sondern die Bürgerinnen dienen dem Staat. Diese Realität wird uns vor allem klar, wenn wir in den Medien Aussagen hören, dass im Ernstfall am Tag ca. 1000 getötete oder verwundete Soldat*innen durch neues „Kanonenfutter“ ersetzt werden müssten.
Damit stellt sich die Frage, wer denn hier eigentlich mitspielt, denn wir Arbeiterinnen haben in diesem Vorhaben überhaupt nichts zu gewinnen und auch kein Wort mitzureden. Vielleicht stellen sich einige Mitbürgerinnen ihre Position als fleißig Kohle schaufelnde Heizer*innen auf der Dampflok vor – vergessen dabei aber, dass sie in dieser Metapher die Kohle darstellen, die vom Staat in der Feuerbüchse verheizt wird.
Auf der anderen Seite des Spielfelds stehen ebenso von ihrem Staat benutzte und von dessen Propaganda geblendete Menschen wie du und ich, die sich gerne für ihren eigenen Staat aufopfern, „wenn es sein muss“. Auf ihre Einstellung haben wir hier keinerlei Einfluss – deshalb ist es unsere Aufgabe, uns selbst zu schützen und langfristig auch über Ländergrenzen hinweg solidarische Arbeiterinnenbewegungen für den Frieden aufzubauen. Nicht nur uns selbst zuliebe, sondern auch unseren Familien und Freundinnen, die uns sicher nicht verlieren wollen.


